TRADUKI auf der Leipziger Buchmesse: "Zwischen den Zeilen – Zwischen den Zeiten"
Autorinnen und Autoren aus mehr als zehn Ländern zeigen die kulturelle Vielfalt Südosteuropas | Die Balkan Film Week läuft ab 11. April im UT Connewitz
"Zwischen den Zeilen – Zwischen den Zeiten" unter diesem Motto widmet sich das diesjährige TRADUKI-Programm der Leipziger Buchmesse der Literatur Südosteuropas. In diesem Jahr kann der lang geplante gemeinsame Auftritt endlich stattfinden. Mit vier Diskussionen auf dem prominenten Café Europa zu politischen und kulturellen Themen sowie 15 Veranstaltungen auf der eigenen kleinen Bühne, der TRADUKI-Kafana (Halle 4/D407), bringt das multinationale Literaturnetzwerk TRADUKI viel Südosteuropa nach Leipzig. In der Gemeinschaftspräsentation sind mehr als 40 Autorinnen und Autoren aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien und Slowenien zu erleben, darunter Ana Marwan, Mircea Cărtărescu, Lana Bastašić und Anja Zag Golob. Schon im Vorfeld der Buchmesse – ab dem 11. April – stimmt die Balkan Film Week im UT Connewitz cineastisch auf Südosteuropa ein.
Die Balkan Film Week knüpft thematisch ebenfalls an das diesjährige Motto "Zwischen den Zeilen – Zwischen den Zeiten" an und stellt ihrerseits das "Verschwinden" ins Zentrum. Die insgesamt acht filmischen Geschichten handeln von Immigration und Emigration, vom Leben zwischen den Welten und vom langsamen Übergehen in eine neue Lebenswelt. Aber wie behält man da das innere Gleichgewicht? Wie kann 'Integration' – im hier und im dort und im dazwischen – gelingen, ohne sich selbst zu verlieren? Ohne dabei selbst zu verschwinden? Die Balkan Film Week findet ab 11. April im UT Connewitz in Leipzig statt. Das detaillierte Filmprogramm gibt es unter: traduki.eu/bfw23/.
Rund 20 TRADUKI-Veranstaltungen in Leipzig
An den Buchmessetagen bietet das TRADUKI-Netzwerk eine Vielzahl literarischer und politischer Veranstaltungs-Highlights. Unter den Autoren finden sich Prominente wie die letztjährige Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan, der als heimlicher Nobelpreisträger gehandelte rumänische Autor Mircea Cărtărescu und die zwei starken weiblichen Positionen Lana Bastašić und Anja Zag Golob.
TRADUKI bietet aber auch zahlreiche literarische Neuentdeckungen. Unter dem programmatischen Titel "Zwischen den Zeilen – Zwischen den Zeiten" widmet sich TRADUKI 2023 den verborgenen Aspekten des Lebens und der Mehrdeutigkeit unserer Erfahrungen, Sichtweisen und Lebenswelten. In den knapp 20 TRADUKI-Veranstaltungen zählt stets der genaue Blick und der intensive Dialog. Autoren, Autorinnen und ihre moderierenden Gastgeber widmen sich den Brüchen, Sprüngen und Kehrtwendungen in den Lebenslinien von Menschen und Ländern. Das heißt auch, dass Kindheitserinnerungen neu interpretiert werden und für die Vergangenheit Platz in der persönlichen und politischen Zukunft geschaffen wird. Das Leipziger TRADUKI-Programm 2023 will die Räume "dazwischen" besser sichtbar und erfahrbar machen, denn gerade hier spielt sich oft Entscheidendes ab. Die legendäre Balkannacht am Samstagabend im UT Connewitz verbindet literarische Sichtweisen mit einer wundervollen Partynacht zum Ende eines langen Buchmessetages. Musikalisch umrahmt wird die diesjährige Balkannacht mit der rockig-folkig-poetischen Musik von Jelena Popržan.
TRADUKI kooperiert 2023 in vielfacher Weise auch mit dem Gastlandauftritt Österreichs, zu dessen programmatisch weltoffenem Auftritt unter dem Titel "meaoiswiamia" (Mehr als nur wir) sich TRADUKI hinzugesellt.
HIGHLIGHTS aus dem TRADUKI-Programm in Leipzig 2023
Donnerstag 27.4. 16:00-17:00 Uhr, Café Europa
Under Pressure
Bulgarien, Moldau, Serbien – Russlands Strategien der Destabilisierung
Mit: Paula Erizanu, Ognyan Georgiev, Tomislav Marković; Moderation: Vedran Džihić
Er dient der UdSSR mit mehr Inbrunst als die sowjetischen Führer selbst, sagte der Schriftsteller Georgi Markow über Todor Schiwkow, von 1954 bis 1989 Staatschef Bulgariens. Serbien wiederum, damals Teil Jugoslawiens, brach schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Sowjetunion. Moldau erklärte 1991 seine Unabhängigkeit. Aber: Wie sehen heute die Beziehungen dieser drei Länder zu Russland aus? So unterschiedlich sie sind, ist ihnen aktuell gemeinsam, dass sie kulturell, politisch und wirtschaftlich in besonderem Maße russischem Einfluss unterliegen. In allen drei Ländern definieren sich prorussische Kräfte dezidiert antieuropäisch. Was heißt dies für die jeweiligen Länder und wie gehen europäisch orientierte Kräfte damit um?
Freitag 28.4. 13:00-14:00 Uhr, Café Europa
Verpuppt – Die Geschichte des Geschichtenerzählens
Mit: Ana Marwan, Moderation: Vivian Perkovic
Der zweite Roman der slowenisch-österreichischen Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan ist ein Fest für Literatur- und Sprachspielliebhaber. "Verpuppt" (Ü: Klaus Detlef Olof) erzählt die Geschichte von Rita und Jež (Igel), die heimliche Hauptfigur des Buchs aber ist die Sprache selbst: "Verpuppt" entpuppt sich als ein Buch über das Geschichtenerzählen und die Frage, was wir eigentlich meinen, wenn wir von Wirklichkeit sprechen? Das Buch ist ein großes Spiel mit kleinen (und großen) Wörtern, ihrer Struktur, ihrer Bedeutung und ihrem Klang.
Freitag 28.4. 20:00-21:00 Uhr, UT Connewitz
Melancolia
Mit: Mircea Cărtărescu, Moderation: Jörg Plath
Eine Veranstaltung mit dem als heimlichen Nobelpreisträger gehandelten rumänischen Autor Mircea Cărtărescu. In seinem neuen Erzählband "Melancolia" (Ü: Ernest Wichner) geht es dem Autor um existenzielle Einsamkeit. Kinder und Jugendliche sind seine Protagonisten, sie dringen vor auf unbekanntes, furchterregendes und zugleich faszinierendes Terrain. Virtuos operiert der Autor mit modernen und postmodernen Erzählweisen, mit Elementen der Genreliteratur von Horror bis Science-Fiction, von religiöser Erbauungsliteratur bis Schmetterlingskunde.
Freitag 28.4. 21:30-22:30 Uhr, UT Connewitz
On Milk Teeth and Pre-Apocalyptic Weltschmerz
Mit: Lana Bastašić und Faruk Šehić
Lana Bastašić und Faruk Šehić unterhalten sich über ihre neuesten Titel in deutscher Übersetzung: "Mann im Mond" von Bastašić (Ü: Rebekka Zeinzinger) und "Uhrwerksgeschichten" von Šehić (Ü: Elvira Veselinović). Außerdem reflektieren sie die postjugoslawische literarische Szene und ihr 'neues Leben' in Berlin als DAAD-Stipendiaten. Das Gespräch findet auf Englisch ohne Verdolmetschung statt. Die Lesungen sind auf Deutsch.
Samstag 29.4. 12:00-13:00 Uhr, Café Europa
"Die Wagen brauchen sie für andere Dinge" – Der Holocaust in der Literatur des postjugoslawischen Raums
Mit: Marko Dinić, Martina Bitunjac
Moderation: Doron Rabinovici
Am 20. Januar 2022 jährte sich zum 80. Mal die berüchtigte Wannsee-Konferenz mit ihrem fatalen Beschluss zur "Endlösung der Judenfrage". Auf dem Balkan wurden während des Zweiten Weltkriegs mehr als achtzig Prozent der jüdischen Bevölkerung umgebracht. Die Zeugen, die vom Schrecken dieser Zeit berichten könnten, werden immer weniger. So ist es denn die Literatur, die an das Schicksal erinnert. Im postjugoslawischen, ja im ganzen südosteuropäischen Literaturraum sind bedeutende und bewegende Texte dazu geschrieben worden, unter anderem von Đorđe Lebović, David Albahari und Judita Šalgo. Im Gespräch, moderiert vom israelisch-österreichischen Autor und Historiker Doron Rabinovici, stellen der Autor und Kenner der jüdischen Kultur, Marko Dinić, diese Werke vor und Dr. Martina Bitunjac (Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien) erläutert und reflektiert den historischen Hintergrund.
Samstag 29.4. 20-23 Uhr, UT Connewitz
Balkannacht
Mit Olja Knežević, Ivana Sajko, Shpëtim Selmani, Adrian Schiop und Anja Zag Golob
Moderation: Hana Stojić und Marko Dinić, Musik: Jelena Popržan
The one and only BALKANNACHT. Auch diesmal präsentiert TRADUKI eine spannende Mischung literarischer Stimmen aus dem Südosten Europas – zusammen mit der rockig-folkig-poetischen Musik von Jelena Popržan.
Sonntag, 30.4. 11-13 Uhr Café Suedbrause – bei Freunden
Lyrikbrause - Ein lyrischer Brunch
Mit Elona Beqiraj, Marko Pogačar und Jana Radičević, Moderation: Barbara Anderlič
Im Garten des Café Südbrause veranstaltet TRADUKI heuer eine veritable "Lyrikbrause" mit Leckerbissen auf dem Tisch und lyrischen Köstlichkeiten aus Deutschland/Kosovo, Kroatien und Montenegro auf der Bühne.
Außerdem finden auf der TRADUKI Kafana-Bühne (Halle 4, Stand D407) von Donnerstag bis Sonntag mehr als 15 Veranstaltungen statt, unter anderem mit Georgi Gospodinov (Freitag, 16:30 Uhr), Ag Apolloni (Samstag, 16:00 Uhr), Tatjana Gromača (Samstag, 14:00 Uhr) und vielen anderen Autorinnen und Autoren aus Südosteuropa.
Das gesamte Programm von Traduki gibt es unter traduki.eu
Über Traduki
Das Netzwerk TRADUKI ist ein Projekt des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, der Interessengemeinschaft Übersetzerinnen Übersetzer (Literaturhaus Wien) im Auftrag des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport der Republik Österreich, des Goethe-Instituts, der S. Fischer Stiftung, der Slowenischen Buchagentur, des Ministeriums für Kultur und Medien der Republik Kroatien, des Ministeriums für Gesellschaft und Kultur von Liechtenstein, der Kulturstiftung Liechtenstein, des Ministeriums für Kultur der Republik Albanien, des Ministeriums für Kultur und Information der Republik Serbien, des Ministeriums für Kultur Rumäniens, des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport von Montenegro, der Leipziger Buchmesse, des Ministeriums für Kultur der Republik Nordmazedonien und des Ministeriums für Kultur der Republik Bulgarien.
Über die Leipziger Buchmesse
Die Leipziger Buchmesse ist der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche und versteht sich als Messe für Leser, Autoren und Verlage. Sie präsentiert die Neuerscheinungen des Frühjahrs, aktuelle Themen und Trends und zeigt neben junger deutschsprachiger Literatur auch Neues aus Mittel- und Osteuropa. Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 ist Österreich. Durch die einzigartige Verbindung von Messe und "Leipzig liest" – dem größten europäischen Lesefest – hat sich die Buchmesse zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Zur letzten Veranstaltung kamen 2.500 Aussteller aus 46 Ländern und begeisterten auf dem Messegelände sowie in der gesamten Stadt 286.000 Besucher. Die Leipziger Buchmesse wird durch NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.
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